»brombeerblätter« — poetisches riesen–leporello

plakatgestaltung

Dieses Projekt widmet sich auf persönliche Art und in einer freien Herangehensweise einem Gedicht von Francis Ponge: »die Brombeere«. Ponge gilt als einer der angesehensten Dichter im Frankreich der Nachkriegsjahre.

Die Brombeere soll als Objekt der Natur von möglichst vielen visuellen Seiten beleuchtet werden. Die gestalterische Umsetzung rückt dieses Objekt auf eine künstlerische und auch auf eine künstliche Ebene. Die Natürlichkeit des Objekts soll damit bewusst gebrochen werden, denn eine Brombeere hat durch ihre Form auch etwas Ungewöhnliches, »eine Ballung von Kugelsphären«, was ein eigenes kleines Universum sein könnte ...

Produziert wurde ein DIN-A2-Leporello, bestehend aus 15 Plakaten auf Karton, die zusammengefaltet und in eine Holzkiste mit Deckel gelegt wurden. Auf den Deckel wurde der Schriftzug »Brombeerblätter« gesiebdruckt. Auf der Rückseite jeder Leporello-Seite befindet sich jeweils eine typografische Umsetzung von Textausschnitten, die analog mit der Schreibmaschine ausgeführt wurde.

An den typografischen Sträuchern,
Bildungen des Gedichts auf einem Weg,
der weder aus den Dingen heraus
noch zum Geiste führt, bestehen gewisse
Früchte aus einer Ballung von Kugelsphären,
die ein Tropfen Tinte füllte.

Schwarz, rosa und khaki vereint in der Traube,
bieten sie eher das Schauspiel einer
hochmütigen Familie in ihren verschiedenen Lebensaltern
als einer wirkliche Versuchung sie zu pflücken.
Angesichts des Missverhältnisses zwischen Fruchtfleisch
und Kernen schätzen Vögel sie wenig,
so wenig bleibt ihnen im Grunde, wenn sie
von Schnabel zu After von ihnen durchquert werden.

Der Dichter jedoch nimmt sie sich auf
seinem beruflichen Spaziergang mit recht zum Vorbild:
»So gelingen denn«, spricht er zu sich,
»in großer Zahl die geduldigen Bemühungen
einer überaus zarten, wenngleich durch einen rauhbärtigen
Wirrwarr von Dornen geschützte Blüte.
Ohne große Verdienste weiter, – Brombeeren,
ganz und gar sind sie brombeerenreif –
wie auch dieses Gedicht entstand.«

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